Nüchtern betrachtet ist die Mitarbeiterzeitung ein Führungsinstrument des Unternehmens und vermittelt einen Einblick in alle Ebenen eines Unternehmens, zeigt Hintergründe und Zusammenhänge innerhalb der Unternehmensprozesse auf. Adressaten sind – das steckt ja schon im Namen – die Mitarbeiter. Sie sollen über die Unternehmensziele und Neuigkeiten aus dem Betrieb informiert werden. Doch dieses maßgeblichste aller Ziele haben die meisten Mitarbeiterzeitungen längst aus den Augen verloren.
Das Vermischen von Kunden- und Mitarbeiterbotschaften sind sichtbare Zeichen von Wildwuchs. Mitarbeiterzeitungen gehören nicht als zusätzliche Mailing- und Reminder-Medium in die Hände von Kunden und Lieferanten. Dafür gibt es Kundenmagazine, Newsletter, Teasermailings oder andere Kanäle. Man hat einfach verlernt, die Mitarbeiterzeitung als Kommunikations-Tool richtig einzusetzen. Und hier komme ich auf die Überschrift zu sprechen: eine Feile und ein Bohrer sind beides Werkzeuge. Aber ein Loch bekommt man immer noch am besten mit dem Bohrer ins Brett. Deshalb: Mitarbeiterzeitungen verwende ich für als Informationskanal zu meinen Mitarbeitern. Punkt! Wenn Sie Kommunikationswerkzeug brauchen, dann nehmen Sie immer das passende Werkzeug und nutzen sie es!
Spielwiese oder Qualitätsprodukt?
Auch ein Malus: Es hat sich eingeschlichen, dass Mitarbeiter für Mitarbeiter schreiben – wegen der „Authentizität“, wie oft betont wird. Meines Erachtens ist die Waldorfpädagogik und hat mit einem wirkungsvollen Werkzeug nichts gemein. Oder wie es der ehemalige Chefredakteur des Handelsblatts, E.W. Mänken, verschärft ausdrückt: „(Die Mitarbeiterzeitung) ist eine professionelle, vielleicht sogar eine hochprofessionelle, nicht eine nebenamtliche oder karitative Veranstaltung. Sie ist kein Benefizvergnügen und keine Spielwiese für Laiendarsteller…“ Das Schreiben ist also Aufgabe der Kommunikationsabteilung, des Pressesprechers oder der beauftragten Presse- und PR-Agentur. Es ist vor allem das redaktionell-kritische Auge eines Experten, das dafür sorgt, dass eine Mitarbeiterzeitung nicht zur Lobhudelei von Vorständen und Geschäftsführung wird. Der Inhalt einer Mitarbeiterzeitung soll die gleiche hohe Qualität besitzen wie die Produkte, das Wissens-Know-how und die Ausbildung eines Unternehmens.
Eine gelungene Mitarbeiterzeitung hat nachgewiesen Einfluss auf Change-Prozesse im Unternehmen. Und das ist belegt. Das haben u.a. die Bayerischen Arbeitgeberverbände in einer Untersuchung zum Thema Change Management schon vor mehr längerer Zeit ermittelt. Gezielte Mitarbeiterinformation und deren Motivation sind ein ausschlaggebender Faktor für erfolgreiches Change Management. Aber auch für die Ansprache neuer Mitarbeiter ist die interne Unternehmenszeitung das geeignete Medium. Der unternehmerische Geist ist durch sie spürbar, und auch das Betriebsklima und die Besonderheiten lassen sich mit ihr hervorragend darstellen und vermitteln.
Der Koch macht das Kotelett
In der redaktionellen Verantwortung ist die Mitarbeiterzeitung am besten bei der Personalabteilung aufgehoben. Hier sind auch das Employer Branding und das Onboarding beheimatet. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass aufgrund von Layoutgestaltung und Bildbearbeitung die Macher vieler Magazine Mediengestalter sind, die sonst Produktbroschüren für das Unternehmen verantworten. Für mich gilt dafür der einfache Merksatz: Der Koch und nicht der Metzger macht das Kotelett. Und da auch viele Köche den Brei verderben, schiebe ich direkt hinterher: Der Betriebsrat hat keine Mitbestimmungsrechte und -pflichten an einer Mitarbeiterzeitung. Dies hat das Bundesarbeitsgericht geurteilt, weil der eine oder andere Gewerkschaftsvertreter doch gerne Mitsprache in der Unternehmensgazette gehabt hätte. Den Kochlöffel muss man sich also nicht aus der Hand nehmen lassen.
Empfehlung: Wie oft muss sie erscheinen, um zu wirken?
Vier! Mindestens vier Mal pro Jahr! Eine gute Mitarbeiterzeitung ist nur dann erfolgreich, wenn sie regelmäßig erscheint. Faustregel: Bei weniger als vier Ausgaben im Jahr entfaltet sie als Führungsinstrument eher selten Wirkung. Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit sind entscheidend. Und auch das ist schwer umzusetzen, wenn nicht professionell, mit Nachdruck und hoher Priorität an dem Medium gearbeitet wird. In der Praxis haben sich interne Redaktionskonferenzen im Unternehmen bewährt. Hier werden Informationen zusammengetragen und Arbeitsaufträge vergeben.